Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“ des Beirats „Umwelt und Sport“

Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“ des Beirats „Umwelt und Sport“

Der folgende Beitrag ist ein Auszug aus dem Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“ des beim Bundesumweltministerium angesiedelten Beirats „Umwelt und Sport“. Das Positionspapier erläutert, wie eine nachhaltige Gestaltung und sportliche Nutzung von Natur und Landschaft aussehen kann und welche Handlungsfelder darüber hinaus für eine nachhaltige Sportausübung zentral sind.

Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“

Sport hat eine elementare Bedeutung für Gesellschaft und Kultur: Sport ist gelebte Inklusion, trägt in hohem Maße zur Lebensqualität und Gesundheit bei, bringt Freude und Spaß und vermittelt Werte wie Leistung, Toleranz, Fairness und Teamgeist. Darüber hinaus kann er zahlreiche Beiträge in wichtigen Handlungsfeldern, wie nachhaltigem Konsum, Klimaschutz, zukunftsfähiger Mobilität, Stadtentwicklung und Schutz der biologischen Vielfalt leisten. Mit über 50 Millionen Sporttreibenden und mehr als 27 Millionen Mitgliedschaften in knapp 90.000 Sportvereinen ist Deutschland ein aktives Land.

Sport verändert aber auch Strukturen und Funktionen von Landschaft und Siedlungsräumen. Zugleich schafft er eigenständige Funktionsgefüge und Interaktionsräume. Sportliche Aktivitäten und Infrastrukturen beanspruchen Räume und Ressourcen, emittieren Klimagase und haben Einfluss auf Ökosysteme sowie Tier- und Pflanzenarten.

Daraus resultieren mehrere Fragen: Wie bewahren wir die natürlichen Lebensgrundlagen und Sporträume für uns und für zukünftige Sportgenerationen? Was ist zu tun, damit insbesondere jungen Menschen der Zugang zu Natur, Bewegung, Spiel und Sport sowie den damit verbundenen gesundheitlichen und pädagogischen Wirkungen erhalten bleibt? Wie lösen wir Herausforderungen zwischen den Bedürfnissen des Sports und den Zielen von Luftreinhaltung, Klima-, Natur- und Lärmschutz? Und wie kann der Sport Impulsgeber für eine nachhaltige Gesellschaft sein?

Das vorliegende Positionspapier versucht, Antworten auf diese Fragen zu finden und ein umfassendes Leitbild für eine nachhaltige Sportentwicklung zu formulieren. 2015 haben die Staaten eine globale Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beschlossen. Die 17 globalen Ziele der Agenda, die Sustainable Development Goals (SDGs), nehmen Regierungen, aber auch Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und Wissenschaft in die Pflicht.

Darüber hinaus würdigt die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung u.a. den Sport und gibt den Rahmen für die Umsetzung der SDGs in Deutschland. Im Zentrum der Strategie stehen Themen wie Gesundheit, Bildung, Umweltschutz und Mobilität – Bereiche also, die direkten Bezug zum Sport haben. Darüber hinaus ist die Bundesregierung den Zielen des Pariser Klimaabkommens verpflichtet, die die Ziele der SDGs ergänzen.

Ein sparsamer und schonender Umgang mit Ressourcen im Sport ist ein wichtiger Beitrag für eine ökologisch, sozial und ökonomisch tragfähige Entwicklung des Landes. Dies thematisiert auch die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt. Sie setzt im Sport auf die Erhöhung der Wertschätzung von Natur und Landschaft, eine naturverträgliche Sportpraxis und die Einbeziehung von Naturschutzzielen bei der Planung und dem Bau von Sportanlagen.

Bereits seit 1994 berät der Beirat für Umwelt und Sport beim BMU die Bundesregierung in allen einschlägigen Fragen und trägt das Thema in die breite Öffentlichkeit. Der Rat ist fachlich unabhängig und veröffentlicht Stellungnahmen und strategisch-konzeptionelle Empfehlungen. Mit diesem Papier legt der Beirat seine Position: „Nachhaltiger Sport 2030 – Verantwortung für Natur, Umwelt und Gesellschaft “ als living document vor. Das Dokument spiegelt die aktuelle Fachdiskussion im Beirat wider und wird fortlaufend aktualisiert.

Es soll der Politik, aber auch Sportverbänden, den sportlich Aktiven und allen weiteren Akteuren im Bereich Umwelt und Sport als Orientierungshilfe dienen. Denn trotz vielfältiger Impulse und Modellvorhaben ist es bisher weder gelungen, ein tiefgreifendes Nachhaltigkeitsleitbild gesellschaftspolitisch umzusetzen, noch den Sport umfassend nachhaltig auszurichten. Eine solche nachhaltige Ausrichtung sichert auch die Zukunft des Sports sowie der Sportorganisationen und bietet weitreichende Entwicklungschancen. Nachhaltiger Sport bedeutet immer auch verantwortliches, strategisches Handeln, das in den eigenen Strukturen verankert und gelebt werden muss. Die Akteure und Stakeholder im Themenfeld „Sport“, d.h. Bund, Länder, Kommunen, Wissenschaft und Sportorganisationen, verfügen bereits über geeignete Instrumente und umfassende Erfahrungen für eine nachhaltige Sportentwicklung. Es ist notwendig, diese Ansätze in den jeweiligen Handlungsfeldern weiter zu entwickeln bzw. zu konkretisieren und umzusetzen.

Aufruf zum gemeinsamen Handeln

Nachhaltiger Sport ist klimagerecht, energie- und ressourceneffizient, anpassungsfähig und sozial gerecht, wirtschaftlich effizient und – nicht zuletzt – erlebnisreich, natur- und landschaftsverträglich sowie gesund. Der Sport kann damit Impulsgeber für eine nachhaltige Gesellschaft sein. Um das Ziel zu erreichen, müssen die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen in Bündnissen und Partnerschaften zusammenwirken.

Der Beirat appelliert an die Verantwortlichen in Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, in Städten und Regionen, in Sportorganisationen, Naturschutzverbänden, Unternehmen und Initiativen, eigenverantwortlich Programme und Projekte für einen nachhaltigen Sport auf den Weg zu bringen.

Die Politik sollte Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Sportentwicklung schaffen, sowie breit angelegte Bündnisse für den Sport als Impulsgeber für eine nachhaltige Gesellschaft initiieren. Dies erfordert die Bereitschaft zu einem umfassenden sektor- und behördenübergreifenden Dialog und eine konkrete Förderung einer nachhaltigen Sportentwicklung in allen Handlungs- und Politikfeldern.

Bund, Länder und Kommunen sollten in ihren Strukturen und ihren Inhalten den Anforderungen an eine nachhaltige Sport- und Erholungsentwicklung gerecht werden. Das heißt: grundsätzliche Berücksichtigung von Sport und Erholung bei relevanten Programm- und Projektentwicklungen, frühzeitige Beteiligung der Sportakteure aus dem öffentlichen Bereich und den Sportorganisationen und Förderung von Kooperationen und gemeinsamen Vorhaben.

Bildung und Wissenschaft sollten sich weit intensiver in einen kritisch-konstruktiven Dialog über nachhaltige Sportentwicklung einbringen. Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollten sich in besonderem Maße engagieren, stärker beratend wirksam werden sowie Plattformen für öffentliche Dialoge bereitstellen.

Sportverbände, Sportlerinnen und Sportler sollten sich noch stärker für eine nachhaltige Gesellschaft und das Gemeinwohl engagieren. Umwelt-, Natur-, Klima- und Ressourcenschutz müssen künftig sowohl im Natur- als auch im anlagenbezogenen Sport noch mehr Beachtung finden. Dabei gilt es, den organisierten und informellen Sport wo immer möglich zusammenzuführen. Auch eine öffentliche Anerkennung der herausragenden gesellschaftlichen Leistungen des organisierten Sports durch alle Akteure ist von Bedeutung, wenn sie nicht nur symbolisch bleibt. Die Sportorganisationen sind aufgerufen, Nachhaltigkeitsstrategien mit messbaren Zielen und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.

Naturschutz- und Umweltverbände sollten den Zugang der Sportaktiven zur Natur bzw. zum öffentlichen Raum und damit intensives Naturerleben durch natur- und landschaftsverträglichen Sport unterstützen, strategische Kooperationen mit dem Sport eingehen und den Sport insgesamt umfassender als Partner und Impulsgeber für eine nachhaltige Gesellschaft anerkennen.

Sportartikelhersteller, Sportbranche und Handel sollten das Leitbild der nachhaltigen Sportentwicklung zur Grundlage ihrer Arbeit machen. Sie sollten das wachsende Bewusstsein um notwendige Veränderungen nicht unterschätzen, sich frühzeitig für den Wandel einsetzen und das kritische Umweltbewusstsein ihrer Kunden positiv unterstützen.

Medien sollten Themen der nachhaltigen Sportentwicklung stärker in ihre Berichterstattung einbeziehen und verantwortungsvoll berichten. Im Hinblick auf neue Partnerschaften, Bündnisse und Themen kommt den Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation eine entscheidende Rolle zu. Hier können die Medien neue Zielgruppen erreichen.

Das komplette Positionspapier „Nachhaltiger Sport 2030“ steht als kostenfreier Download auf den Seiten des Bundesumweltministeriums zur Verfügung:

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